Bevor ich nun doch deutlich mehr Wörter aufs Papier haue als zuerst geplant, möchte ich einen Dank aussprechen. Mein Dank gilt allen Förderern und Befürwortern des Videobeweises. Die tolle Regelung, die in der Sommerpause mit recht wenig Tohuwabohu ins Spiel integriert wurde und dieses streckenweise komplett entfremdet, macht den Fußball wie ich ihn kannte nicht weniger kaputt als Mateschitz, Kind und Co. Komischerweise findet man nach den ersten Bundesliga-Spieltagen jedoch nur Leute, die der technischen Neuerung kritisch gegenüberstehen. Die Partie Schalke gegen München Rot sollte meine erste Live-Partie mit Videobeweis sein. Was schon in der Sportschau absolut hirnrissig wirkte, sollte mich im Stadion verstört zurücklassen. Der Spieltag, der für mich mit leckerem Stadionessen und einem Wiedersehen mit Steven angenehm begann, machte jedem Schalker etwas Hoffnung auf die Tabellenführung. Der S04 konnte unter Neu-Trainer Tedesco phasenweise überzeugen, während der FCB durch die Niederlage in Hoffenheim und die Ausfälle von Robben und Neuer ungewohnt verwundbar schien. Dementsprechend wurde nach dem letzten Spieltag im Mai schon mal eine Woche Urlaub für unsere Meisterfeier geblockt.

Die Partie begann gut. Königsblau kam zu Chancen und ließ die ersten Begeisterungsstürme durch die Donnerhalle ziehen. Man versuchte die stark pressenden Münchner mit einem gepflegten Spielaufbau zu überspielen, was bedeutete, dass man hinten nicht jeden Ball wild hinausdrosch sondern den nächsten Mitspieler per Flachpass suchte. Da das der jungen und teils technisch limitierten Schalker Elf nicht immer gelang, landeten natürlich einige haarsträubende Pässe in den Füßen der Bauern. So kamen die Roten zwangsläufig zu ihren Möglichkeiten und besudelten sich mal wieder selbst mit Glück und diversen Körperflüssigkeiten. Nachdem dem S04 zu Recht ein Abseitstor aberkannt wurde, sprang Naldo im Strafraum eine James-Hereingabe vom Fuß an die Hand. Für mich ein klares Handspiel (das Regelwerk sieht das sogar etwas anders), das Schiedsrichter Fritz jedoch übersah. In gleichen, bzw. eindeutigeren Situationen in der Vergangenheit (letztes Heimderby, Hannover auswärts am 2. Spieltag) wurden vergleichbare Aktionen nicht abgepfiffen. Der Videoreferee schaltete sich jedoch ein, warf seine Münze mit je einem FCB-Logo auf beiden Seiten und entschied auf Elfmeter für den alten und neuen Deutschen Meister. Bei der angesprochenen Situation in Hannover bewertete der Hampelmann vor dem Bildschirm die Situation komplett anders. Aber da war es ja auch nur der S04 der einen Strafstoß forderte.

FCB-Goalgetter Lewandowski, der den Sport und seinen Club mit jeder Faser liebt, traf sicher und bejubelte sein Tor vor dem Schalker Mob (25.). Wenig später vollstreckte James und feierte ebenfalls ausgiebig vor unserer Kurve. Ein Treffer der ohne das fragwürdige 0:1 so nicht gefallen wäre. Nach dem zweiten Tor begannen die Roten jede Unterbrechung zu verzögern und zeigten eine einwandfreie Leistung beim Reklamieren. Ein Sportunternehmen, das verdientermaßen das Aushängeschild des deutschen Fußballs ist und die Liga seit Jahren dominiert, könnte sich gerne etwas normaler oder gar fairer präsentieren. Wäre ich ein Anhänger dieser elitären Verbrecherbande würde ich mich nach diesem Verhalten in Grund und Boden schämen. Wahrscheinlich bin ich deswegen ein asozialer Schalker geworden, der seiner Mannschaft heute gar keinen großen Vorwurf machen kann und will. Hätten die Sterne am Schalker Nachthimmel etwas anders gestanden hätte dieser FC Feiern sich nicht über eine Niederlage beschweren dürfen. So gratuliere ich dem FCB, seinen charakterstarken und lautstarken Anhängern sowie der äußerst sympathischen und fairen Mannschaft auf dem Rasen zum verdienten vierten Saisonsieg auf dem Weg zur sicherlich vielumjubelten 275. Deutschen Meisterschaft.