Im Normalfall probiere ich die verbotene Stadt zwischen Bochum und Unna bestmöglich zu meiden. Mittlerweile beherbergt Dortmund jedoch neben dem gelb-schwachen Bienenvolk mit dem ASC 09 Dortmund und dem FC Brünninghausen zwei Oberligisten. Trotzdem benötigte es zwei ungewollte Faktoren, damit es mich schlussendlich am Gründonnerstag ins östliche Ruhrgebiet zog. Beginnen wir bei meinem Herzensverein aus Gelsenkirchen. Dieser spielte am gleichen Abend in Amsterdam. Die Freude über das Los war in Schalker Kreisen und natürlich auch bei mir riesengroß. Dementsprechend hoch war die Nachfrage nach den Tickets für die Auswärtspartie bei Ajax. Nachdem ein Großteil der Besteller vom S04 eine Absage erhalten hatten, schlüsselte der Verein die Verteilung des 2.600 Karten starken Kontingents per Mail auf. Fanclubs bekamen ein Drittel der Tickets zugeteilt und weitere 700 Karten erhielten die Alles- und Vielfahrer. Bleiben noch gut 1.000 Tickets, die der selbsternannte „Malocherclub“ an Sponsoren und die Familien der Spieler verteilte. Somit untermauerte der S04 mal wieder den Stellenwert der eigenen Fans in der Vereinsfamilie. Da mein Alternativspiel in der Oberliga Niederrhein beim SC Düsseldorf-West kurzfristig verschoben wurde, verschlug es mich eben nach Dortmund.

Im Nachhinein kann ich guten Gewissens sagen, dass es mich schlechter hätte treffen können. Nachdem ich am Eingang zum Waldstadion in Aplerbeck etwas Gebabbel über den Bombenangriff auf den BVB ertragen musste, fühlte ich mich recht wohl. Das Stadion im Dortmunder Südosten ist eines der schöneren seiner Art und liegt, wie der Name es schon vermuten lässt, malerisch an einem Waldstück. Die einzige nennenswerte Tribüne steht hinter dem Tor und ist somit recht charakteristisch. Hier nahmen heute zum Anpfiff die Gästefans des SV Lippstadt Platz und legten einen gewohnt guten und anderswo in dieser Liga häufig vermissten Support hin. Während einige der über 200 Zuschauer an diesem lauen Frühlingsabend mit ihrem Flaschenbier an der Bande lehnten, pfiff Manuel Neuers Bruder Marcel die Partie zwischen dem Sport-Club Aplerbeck 09 und dem ein Jahr älterem SV Lippstadt an. Die Tabellenposition beider Vereine verkörpert deren Erwartungshaltung indes ganz gut. Während die Gäste immer ein potentieller Kandidat für den Aufstieg in die Regionalliga sind, scheint die Oberliga für den ASC das höchste der Gefühle zu sein.

Dementsprechend überraschend kam der anfängliche Sturmlauf der Hausherren. Nachdem bereits ein Versuch mit Pech am Innenpfosten landete, ging der ASC bereits nach acht Minuten in Führung.  Kevin Brümmer tauchte nach einem Zuckerpass frei vor dem Lippstädter Kasten auf und vollendete souverän aus der Halbdistanz. Die favorisierten Gäste um den abermals stark aufspielenden Kapitän Kickermann hatten einige Probleme sich ins Spiel zu kämpfen. Ehe Lippstadt nach 66 Minuten ausglich, hatten die mitgereisten Anhänger bereits zwei Mal den Block in Feuer und Rauch gehüllt. Anders als dem Schiedsrichtergespann, das die Partie jeweils kurz unterbrach, sagte mir der Auswärtssupport sehr zu. Der Stadionsprecher machte aus der netten Aktion gar ein Drama. Die Mannschaft belohnte den Aufwand der Fans jedoch nicht und brachte sich vermutlich selbst um eine gute Position im Aufstiegsrennen. 15 Minuten vor dem Ende scpielte Lippstadts Goalie im Rahmen eines Mega-Aussetzers den Ball völlig unbedrängt in die Füße von ASC-Stürmer Podehl, der im Anschluss leichtes Spiel hatte. In der Nachspielzeit erhöhte die Heimelf gar auf 3:1. Fazit: Mir hat es an diesem Abend in Dortmund beängstigend gut gefallen, was an Spiel, Stadion und dem Support der Lippstädter lag.