Im Vorfeld dieser Saison wurde die zweite holländische Liga auf 20 Teams aufgestockt. Da sich kein Aufsteiger aus der Topklasse finden wollte und mit Apeldoorn eine Mannschaft im Laufe der letzten Saison Insolvenz anmeldete standen zu Saisonbeginn lediglich 17 Starter fest. Auf Druck der Fernsehanstalten wurden somit kurzerhand die Jugendteams von PSV, Twente und Ajax im Unterhaus platziert. Dies heißt im Falle von Ajax für mich zugleich: Neuer Ground! Somit fuhr ich am Montagnachmittag nach der Arbeit Richtung Amsterdam. Der Sportpark De Toekomst, die Heimat der Ajax-Jugend, befindet sich im Stadtteil Süd-Ost, einen Steinwurf von der Amsterdam Arena entfernt. Nach der sonnigen und entspannten Fahrt parkte ich auf dem weitläufigen Areal und guckte zuallererst kurz an der Arena vorbei. Meine Hoffnungen im Fanshop noch einen Wimpel zu erstehen, wurden allerdings durch die etwas ungewöhnlichen Öffnungszeiten schnell zerstört. Die Zeit bis zum Anpfiff vertrieb ich mir dementsprechend mit leichten Scouting-Aufgaben. Beim Jugendtraining auf einem der zahlreich vorhandenen top gepflegten Rasen- und Kunstrasenplätze konnte man schon echte Talente beobachten. Mir imponierte vor allem wie selbstständig die gut 30 Kids im D-Jugend-Alter die Trainingsspiele durchzogen, währenddessen der Trainer immer nur die Hälfte der Kids im Blick haben konnte. Diese waren größtenteils technisch so beschlagen, dass sie mich wohl locker hätten nassmachen können. Vorerst tat dies jedoch der sich langsam aber kräftig aufziehende Regen, der den Himmel bis zum Anpfiff des Abendspiels verdunkelte und einige Liter auf den Amsterdamer Boden verteilte.

So verbrachte ich die restliche Zeit bis zur Öffnung der Stadiontore im Auto. Eine Stunde vor Spielbeginn betrat ich dann als erster zahlender Zuschauer das Stadion. Bei der Ordnerkontrolle vor der Haupttribüne mit ihrer futuristischen Dachkonstruktion, wurde ich dann sogleich sehr freundlich und persönlich vom Ordnungspersonal begrüßt. Es wird Zeit das ich Niederländisch lerne! Der Regen sollte nicht aufhören und so schüttete es weiter im Strömen, als die Protagonisten das Spielfeld betraten. Mit einem Seitfallzieher setzte Ajax nach knapp 25 Minuten das erste Ausrufezeichen und testete das Aluminium. Während Eindhoven zwei Mal alleine aufs gegnerische Tor zulief, die Großchancen jedoch ungenutzt ließ, entwickelte sich das Spiel immer mehr zur Regenschlacht. Teils mit brachialer Gewalt ergoss sich der Himmel über dem kleinen Stadion und ich war froh, dass mich das Dach der Bob Haarms Tribüne vor den Wassermassen schützte. Ich habe keine Ahnung wie viel Wasser 2008 beim Spiel zwischen dem Glubb und Wolfsburg, welches auf Grund der Schauer abgebrochen wurde, runtergekommen ist. Ich rechnete jedenfalls zu jeder Zeit mit meinem ersten live miterlebten Spielabbruch. Dann hätte ich jedoch die kuriose Führung für die Gastgeber verpasst. Diese entstand aus einem Rückpass von Nieveld im Trikot des FC Eindhoven. Gegen die Laufrichtung des Keepers wurde diese eigentlich harmlose Rückgabe zum für den Keeper unerreichbaren Kullerball, der die Führung für Amsterdams Jungspunde bedeutete. Eindhoven antwortete noch vor der Pause, nur fünf Minuten später, ebenfalls mit einem Tor, welches es ohne Regen so wohl nicht gegeben hätte. Zwar ohne direkte gegnerische Hilfe, aber ebenfalls per Kullerball glich der Gast aus. Die ca. 30 mitgereisten Fans aus Eindhoven, die sich immer mal wieder Gehör verschafften, freute dieser Ausgleich vor dem Pausenpfiff natürlich.

Mit Beginn der zweiten Hälfte – es regnete weiterhin – wurde Ajax nun aktiver. Ein guter Fernschuss, acht Minuten nach Wiederanpfiff, hätte die erneute Führung bringen können. So war es jedoch der Gast, der seine Chancen nun effektiver nutzte und nach 56 Minuten durch van Son nach einer Flanke in Führung ging. Der Ajax-Nachwuchs ackerte weiter und erspielte sich Chancen, die jedoch nichts Zählbares lieferten. So blieb van Son mit seinem Treffer zum 1:2 der Matchwinner für die Gäste aus Eindhoven. Mein persönlicher Held an diesem Montagabend war jedoch der vierte Offizielle, der auf die für ihn bereitstehende überdachte Kabine am Spielfeldrand verzichtete und die kompletten 90 Minuten stur im Regen ausharrte. Ich hatte es da besser, setzte mich mit dem Abpfiff ins Auto und fuhr in trockenen Klamotten gen Osten nach Hause.